Splittermond – Die Welt

Vor geraumer Weile angekündigt und in den einschlägigen Internetforen heiß diskutiert erschien in den vergangenen Wochen die Settingbeschreibung zum neuen Rollenspiel Splittermond. Veröffentlicht vom Uhrwerk-Verlag und geschrieben von Thomas Römer, Uli Lindner, Chris Gosse und anderen, deren Namen man aus früheren Zeiten aus der DSA Redaktion kennen sollte.

Erscheinungsbild: Aufgelegt durch den Uhrwerk Verlag kommt die Weltenbeschreibung mit 280 Seiten in A4 Format in Hardcover, Vollfarbdruck. Die Farbe Blau (genauer: hellblau) bestimmt das Werk, ohne zu aufdringlich zu erscheinen. Kontrast und Lesbarkeit ist dadurch nicht beeinträchtigt. Qualität und Bindung erscheint solide. Geschmückt wird das Werk durch ein hellblaues Lesezeichen. Beigelegt ist eine farbige A1 Karte auf recht dünnem Papier.  Der Preis des Werkes beträgt € 39,95.

Zum Inhalt: Nach einem kurzen Vorwort  beginnt die Beschreibung der Welt mit einer erklärenden Einleitung, gefolgt vom Kosmos von Splittermond. Maßgebliches Element der Welt sind die Mondpfade, über die Reisende gewaltige Strecken und kurzer Zeit zurücklegen können und die durch andere Sphären führen. Den kosmischen Erläuterungen (2 Seiten) schließt sich ein Überblick über den Kontinent Lorakis an, der sich über zehntausend Kilometer in Breite  und achttausend in Höhe über die Welt ausdehnt und durch mehrere Meere, Binnenmeere aufgelockert wird.

Im Überblick werden die einzelnen Regionen (8) vorgestellt, deren Detailbeschreibungen dann in einzelnen Kapiteln im Buch folgen. Die Regionen selbst haben alle irdische Vorbilder, an denen man sich orientieren kann. So ist beispielsweise Dragorea dem mittelalterlichen Europa angelehnt und Taksadu dem fernen Osten (China und Japan) der Geschichte. Anschließend erfährt der Leser über die Bewohner von Lorakis, die man als spielende Völker im Rollenspiel nutzen kann. Neben den üblichen Menschen, Elfen (hier Alben genannt), Zwergen und Gnomen sind die wolfsartige Varge eine erfrischende Alternative, wenn auch kein echtes Novum im sonst eher tolkienesken beherrschten Settingenre der Fantasy-Rollenspiele.

Anschließend folgt die detaillierte Beschreibung der Regionen: Dragorea (mitteleuropäisches Mittelalter), Frostlande (Sibirische Tundra und endlose Wälder), Taksadu (Fernost, China, Japan [mit Albensamurai 😉 ]), die Länder der Smaragdküste (indisch, orientalisch angehaucht), Arakea (Dschungel, Südamerikanisch oder Zentralafrikanisch), Pash Anar (Naher Osten und Nordafrika), die Länder am Binnenmeer (Mittelmeer im späten Mittelalter). Die Beschreibungen sind recht ausführlich, geht die Rundreise durch die Regionen des Kontinents insgesamt über 203 Seiten. Sie beinhalten neben den üblichen Beschreibungen eine Vielzahl von Konfliktpotentialen, aus denen der Spielleiter aus dem Vollen schöpfen kann. Überall sind „weiße Flecken“ verteilt, in denen die Autoren bewusst dem Spielleiter die Regie vollständig überlassen.

Im Abschluss folgen dann die Erklärungen, wie die Mondpfade funktionieren, die Geschichte des Kontinents, deren längste Epoche die Knechtschaft der bekannten Völker unter den Drakurieren über 3500 Jahren andauerte, bis einer der Monde barst und den Untergang der drakurischen Spezies auslöste. 1000 Jahre nach dem Mondfall haben die Völker eigene Nationen und Kulturen geschaffen, stoßen aber überall auf das Erbe und die Relikte und Artefakte der Drachlinge, wie die Drakurier im Volksmund genannt werden. Dem folgt eine allgemeine Erörterung der Sprachen, Wissenschaften, der Kriegskünste, des Handels und Verkehrs und einen Appendix mit Listen (Götter, Kulturmodule) der von einem ausführlichen Index abgeschlossen wird.

Bewertung: Nun, was halte ich von diesem Settingband? Recht viel, denn sonst würde ich keine Rezi schreiben… 😉 Die Welt von Splittermond ist für mich erfrischend anders und beruhigend vertraut. Anders, durch eine Menge Ideen, und vertraut durch die vielen Bezüge auf irdische und damit bekannt bekannte Vorbilder. Sie macht einen recht plausiblen, organischen Eindruck und die unterschiedlichen Regionen stehen zu ihren Nachbarn nirgendwo in unvereinbaren Widerspruch, wie man das aus anderen Settings kennt. Als wirklich sehr schön empfinde ich die Idee der weißen Flecken, auch wenn ich mir deren Umsetzung etwas anders vorgestellt hatte (Ich hätte mir dort immer eine Beschreibung und Ausarbeitung der Anfangsszenerie gewünscht, anstatt ein völlig weisses Blatt zu lassen. Außerdem erscheinen mir die Flecken zu oft als „sehr klein“ – was will ich mit einer Stadt „weißer Fleck“, die eigentlich nicht unberührt vom eventuellen Plot der Umgebung bleiben kann. Da wäre mir eine ganze Region lieber gewesen. – Aber das ist meine persönliche Ansicht). Die Mondpfade machen das Setting besonders und ich finde die Idee äußerst gut. Die Zweidimensionalität und die Tatsache der Punkt zu Punkt Verbindung ohne Abzweigungsoption empfinde ich als ausbaufähig – sicherlich lassen sich darum eine Menge Abenteuer entwickeln, um aus den Relikten der Drachlinge neue Pfade zu erforschen. Theoretisch sogar zu ganz neuen Kontinenten oder Welten…

Sehr gut ausserdem ist die Struktur des Buches. In vielen Settingbeschreibungen springe ich beim Lesen von Pontius zu Pilatus, um einen Überblick zu gewinnen. Hier geht es eindeutig vom großen Überblick immer weiter ins Detail. Index und Inhaltsverzeichnis helfen dann, den Überblick zu bewahren und die Karten im Umschlag ebenso.

Das Buch inspiriert, ist erfreulich und zeugt von Kreativität. Ich kann nur eine Kaufempfehlung aussprechen und freue mich auf die weiteren Publikationen dieses Rollenspiels. DSA sollte mit der 5er Version der Regeln Gas geben oder sich warm anziehen. Im Moment gibt es zu viel Gutes (und Splittermond ist ganz offensichtlich einer der Spitzenreiter dieser Entwicklung), als das man sich auf seinen Lorbeeren ausruhen kann.

4 Gedanken zu “Splittermond – Die Welt

  1. Freut mich persönlich sehr, dass dir der Band gefällt. Und danke für die schöne Rezi, damit bist du unter den ersten, die ausführlich berichten. 🙂

    Kleine Korrektur übrigens, wenn ich gerade keinen Knick in der Optik habe: Die beiligende Karte ist A1, nicht A2.

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